24. April 2013

Apple und sein jährlicher Update-Zyklus

OS X Icon

Keine Ahnung, wie ich auf ihn aufmerksam geworden bin, aber seit geraumer Zeit lese ich beim Hiltmon mit, einem kleinen Softwareentwickler aus New York. Neben hilfreichen Hinweisen auf technischer Ebene lässt er hin und wieder auch ein Stück Meinung auf seinem Blog liegen. So schrieb er gestern Gründe auf, warum Apple’s jährlicher Update-Zyklus für iPhone, iPad, iOS und OS X als etwas schlechtes zu werten ist:

I think the move to scheduled updates puts too much pressure on the hardware and software engineering teams at Apple to get things done on time versus get things done right. There are going to be new issues or bugs found but no time to address them, features that fail to be ready on time or things that remain incomplete by the time the scheduled date arrives. Think iCloud, Siri, Maps, Retina Mac display burn-in and Thunderbolt unreliability. As a result, the hardware released is of a lower quality with higher failure and return rates and the software buggy, inconsistent or incomplete. And the customer reception is worse.

Apple cannot win this way.

Zur Liste der ungenügend polierten Apps würde ich gern Messages, die App Store Apps (iOS und OS X) und die Reminders-App (ebenfalls mobile sowie Desktop-Version) hinzufügen.

Mir als Benutzer kam dieser Rhythmus zumindest beim iPhone immer ganz gut entgegen. Dadurch konnte ich mich auf einen feste Lebensdauer verlassen und kämpfte nicht – wie beim Kauf eines Macs – immer wieder mit dem Gedanken jetzt zuschlagen oder lieber auf ein eventuelles Update warten?

Apples Software ist nicht mehr Apple-Software

Gerade im Bereich Software hat Apple mich die letzten Jahre allerdings schwer enttäuscht. Am Wochenende habe ich eine Präsentation mit Keynote gebaut. Keynote ist dabei eines der wenigen Programme, das für mich noch Apple-Software im klassischen Sinne ist. Wenn du von PowerPoint kommst, wirst du Keynote lieben. Alle Konzepte sind enthalten, aber viel intuitiver umgesetzt. Das ist für mich Apple: vorhandenes adaptieren, aus den Fehlern anderer lernen und besser machen.

Viel Software auf dem Mac ist seit der zunehmenden iOS-Fokussierung aber einfach Mist.

  1. Der Kalender ist zwar vom Erscheinungsbild her einem Echten angeglichen, ist aber als Programm auf dem Mac seit Lion schlechter geworden. Falsche Priorität.
  2. Die Reminders-App erinnert ebenfalls an eine reale Liste, ist aber kaum ohne Maus zu bedienen. Man hat versucht ein der iOS-App ähnliches Äquivalent für den Mac zu programmieren, ohne auf spezielle Anforderungen an die Desktop-Umgebung zu denken. Falsche Priorität.
  3. Nachrichten/Messages ist ein Witz, ehrlich. Ich öffne das Programm und sehe meine Nachrichten nicht chronologisch sortiert. Was folgt ist ein erneutes Öffnen (AEG[1]) und selbst das trägt manchmal nicht zur Lösung des Problems bei. Einmal mehr hat man ein halbwegs funktionales Desktop-Pendant zu der iOS-App auf die Mac-Benutzer losgelassen. Falsche Priorität.

What happened?

Das sind alles nur Mac-Probleme, schon klar, zeigt aber in welche völlig falsche Richtung Apple abgedriftet ist. Was ist mit dem Apple passiert, wegen dem ich damals freudig mein Toshiba-Notebook in die Ecke geschmissen habe? Wo ist die Fähigkeit geblieben, den Spagat zwischen “normalem” Benutzer und Power User so gut zu meistern, wie kaum ein anderes Unternehmen? Was ist mit der Software, die eben immer einen Schritt durchdachter, einen Zacken intuitiver ist, als die Konkurrenz?

Ich will mein altes Apple zurück.
Ich will wieder gute Software.
Ich will keine jährlichen Update-Zyklen mehr.

Und ich will, dass du Hiltmons Artikel dazu liest und mir sagst, was du darüber denkst 😉


  1. Ausschalten, Einschalten, geht wieder. Alternativ: have you tried turning it off and on again?  ↩

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