22. Juli 2012

Die Sache mit Sparrow (Gewinnspiel inside!)

Sparrow Icon

Du hast es vermutlich bereits das ein ums andere Mal gelesen: Sparrow – der Mail Client für OS X – wurde von Google “akquiriert”, wie man so schön sagt. In einer offiziellen Mitteilung sowie per Newsletter gab man Bescheid:

We will continue to make available our existing products, and we will provide support and critical updates to our users. However, as we’ll be busy with new projects at Google, we do not plan to release new features for the Sparrow apps.

Ich habe dazu einiges gelesen und über die Zeit haben sich ein paar Gedanken angesammelt, die ich nicht länger nur in meinen Gehirnwindungen halten sondern in Blogform festhalten möchte. Natürlich interessiert mich auch, was du dazu denkst. Einfach in die Kommentare damit 🙂

Phase 1: Schock

Als ich die E-Mail, in der die Neuigkeit überbracht wurde, das erste Mal las, war ich sehr enttäuscht. Ja, es artete quasi in Schockstarre aus. Ich hatte absolut Null mit etwas Derartigem gerechnet.

Sparrow + Google

Sparrow + Google

Sparrow war mein Baby. Es war nicht die allererste Mac-App, die ich gekauft habe, jedoch die erste aus dem (Mac-)App Store. Seitdem ich Sparrow besitze, habe ich Spaß am Schreiben von Mails. Ich ließ keine Gelegenheit aus um jedem von mir noch so genervten Gelegenheits-Macianer Sparrow zumindest in der Lite-Version aufzuzwingen. Entsprechend frustrierend war es zu erfahren, dass die Weiterentwicklung meines Lieblings-Mail-Clients nun sein jähes Ende findet.

Phase 2: Verständnis

Es ist nicht so, dass ich den Entwicklern so etwas wie Ausverkauf vorwerfe. Für die Leute bei Sparrow ist das vermutlich das Größte überhaupt. Marco Arment – seines Zeichens Kopf hinter Instapaper – beschreibt zwar in einem Blogpost ganz gut, warum ein Aufkauf dieser Art für ihn nie in Frage kam. Die Wahrheit ist aber: ein Großteil der Startups werden doch nur mit dem Ziel gegründet, um die Big Player zu beeindrucken und von selbigen gekauft zu werden.

All jene, die sich darüber aufregen, wir ein Entwicklerteam seinen Benutzern so etwas antun kann, sei dieser Tweet ans Herz gelegt:

If I had developed an app and Google turned up with a suitcase full of cash I would SO say no to keep a few people on Twitter happy.

Rückblickend bekommt natürlich die Rabattaktion vor einer Woche einen sehr, sehr bitteren Beigeschmack. Es liegt auf der Hand, dass man hier noch mal ein bisschen Geld einstecken wollte, bevor die Sparrow-Käufe gegen Null gehen würden. Aber mal ehrlich: am Ende schauen wir alle nur, dass wir 3 Mal am Tag etwas Essbares auf dem Teller haben, oder? Es ist ganz sicher nicht die feine Englische und einige der Käufer sind zurecht angesäuert. Aber eigentlich trifft mich das nicht so wirklich.

Phase 3: Erkenntnis – Sascha Lobo hatte Recht

Nichtsdestotrotz ist es erschreckend zu sehen, dass die Big Player tatsächlich jederzeit alles kaufen und die aktive Weiterentwicklung somit beenden können. Egal ob es darum geht, Konkurrenzprodukte auszuschalten oder Talente für die Weiterentwicklung eigener Apps zu sichern. Niemand kann sich sicher sein, dass der eigene Lieblingsservice bzw. die eigene Lieblings-App auch in 30 Tagen noch in der gewünschten Form existiert.

Neben Sparrow wurde am Freitag auch Acrylic, eine Entwicklungsbude für Mac-Software, aufgekauft. Wallet (Passwort-Manager) und Pulp (Feed-Reader) sind zwei Produkte aus ihrer Feder. Hier ist Facebook der “Übeltäter”. Mike Zuckerbergs Social Network Numero Uno hat sich damit nach Sofa – u.a. Entwickler des SVN-Clients Versions und der Datei-Vergleichs-App Kaleidoscope – schon die zweite Mac-Schmiede unter den Nagel gerissen. Ist ja kein Geheimnis, dass die Leute talentiert sind. Der Vorwurf, dass Facebook damit jedoch 2 außergewöhnlich gute Apps gekillt hat, wird durch den großen Schriftzug auf der Sofa-Homepage dann doch recht real:

We Were Sofa – Entwicklung eingestellt

We Were Sofa – Entwicklung eingestellt

Von Instagram brauche ich ja gar nicht reden. Und auch Twitter scheint in Gefahr, richtig Herr Lobo?

Phase 4: so etwas wie Freude… glaube ich.

Wenn ich von allen bösen Absichten der Aufkäufer kurz Abstand nehme, komme ich nicht umhin auch ein gewisses Potential zu entdecken. Mit Sparrow verhält es sich nüchtern betrachtet wie mit Thunderbird. Letzteres wird bis auf Sicherheitsupdates auch nicht mehr weiterentwickelt. Ist aber alles halb so wild, schließlich ist die Anwendung in den vergangenen Jahren zu einem recht brauchbaren Mail-Client geworden, der für einen Großteil der Nutzer wenig zu wünschen übrig lässt.

Ähnlich verhält es sich mit Sparrow. Bis auf eine verbesserte Suche fällt mir nichts ein, was mich richtig arg stört oder was ich vermisse. Mit dem aktuellen Stand der Entwicklung lässt sich Sparrow auch weiterhin als solide Anwendung für die E-Mail-Verwaltung nutzen. So gesehen ist der Kauf und die damit einhergehende Beendigung der Weiterentwicklung also kein wirklicher Verlust.

Es bleibt alles so wie es ist. Ob Sparrow nun hier bleibt und nicht 😉 Das hat auch der Martin sehr richtig erkannt.

Sparrow vor und nach dem kauf durch Google. Kein Unterschied.

Sparrow vor und nach dem Kauf durch Google. Kein Unterschied.

Aus dieser Richtung betrachtet hat sich Google geballte iOS und OS X Kompetenz ins Haus geholt. Wofür soll dieses Potential eingesetzt werden, wenn nicht für die eigenen Apps auf den Apple’schen Plattformen?

Nunja, an einen Mac-Client für Gmail glaube ich nicht. Dafür ist Google die eigene Web-Ansicht vermutlich zu wichtig, als dass sie hier wagen würden diese ggf. zu kannibalisieren. Die Wahrscheinlichkeit für eine bessere Gmail-App, die letzten Endes vielleicht sogar besser ist als die von Sparrow (hat jemand Push gesagt?), ist aber durchaus hoch, oder? Ich hoffe zumindest darauf. Und ganz, ganz vielleicht schlägt ja auch die Sparrow-Shinyness auch auf die Google+-App über. Es wäre nötig.

Fazit

Was ich sagen will: schlussendlich haben wir als Benutzer bei näherer Betrachtung nicht wirklich etwas verloren, vielleicht aber neue Möglichkeiten aus einer anderen Richtung erhalten.

Was definitiv ein bissl heftig ist, ist der große Ausverkauf vor der Übernahme. Aber truth be told: wir sprechen hier von wirtschaftlich agierenden Unternehmen, die uns Software as is verkaufen. Das Vertrauen in eine stete Weiterentwicklung ist gut, aber nicht obligatorisch.

Update: exzellenter Artikel zum Thema.

Achja… diese One More Thing Sache

Da ich im letzten Jahr als Belohnung meiner Beta-Testerei von Sparrow eine zusätzliche Lizenz geschenkt bekommen habe, kannst du genau die gewinnen.

Gewinnspiel bei iEnno? PARTYYY!!!111einself

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In die Verlosung eingehen werden alle Links, die bis zum Sonntag, den 29.07.2012, um 23:59 Uhr in den Kommentaren stehen. Viel Erfolg!

Update: da sich niemand gemeldet hat, ich jedoch keine 2 Lizenzen benötige, gewinnt derjenige, der als erstes seinen Wunsch für die Sparrow-Lizenz in die Kommentare haut 😉

Update 2: Gewinnspiel vorbei 😉

Und falls du auch deine Gedanken zu Sparrow und der Übernahme durch Google loswerden willst: immer her damit. Ich bin neugierig 🙂

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