19. September 2013

iOS 7: App-Updates, weniger offensichtliche Features und was mir schmerzlich fehlt

iOS Icon

David Sparks betitelte das, was gestern Abend passierte, als Nerd-Christmas. iOS 7 wurde ausgerollt und dazu gleich jede Menge App-Updates. Und jetzt, wo sich jeder iOS 7 runtergeladen hat und damit herum spielt, kommen auch ein paar Schmankerl ans Licht, die mir während der Betaphase gar nicht aufgefallen sind. Nichtsdestotrotz gibt es einige Punkte, die ich noch immer vermisse. Aber eins nach dem anderen.

App-Updates

Den interessantesten Changelog dürfte einmal mehr Riposte auf seiner Seite haben. Auch die Redesigns von Evernote und Mailbox können sich sehen lassen. Kleinere Änderungen gab es bei Pocket, Drafts und Byword.

Riposte

Die Macher des ADN-Clients Riposte konnte man nicht für ein iOS 7-igeres Design begeistern. Zwar gibt es kleinere, äußerliche Änderungen, aber nichts, was man Redesign nennen könnte. Gelegentlich andere Schriften, etwas mehr Whitespace und die Icons erscheinen mir auch weniger bullig. Cool ist auch die Darstellung der möglichen Aktionen, wenn man einen Post antippt[1].

Post-Actions in Riposte

Post-Actions in Riposte

Wirklich interessant sind aber die funktionellen Änderungen. Riposte unterstützt nun Custom-Links. Und wie! Inline-Highlighting und hinzufügen über ein Kontextmenü, das Cleverness in sich trägt.

Highlighting und Hinzufügen eines Links

Highlighting und Hinzufügen eines Links

Hast du zuvor einen Link kopiert, wird dieser automatisch eingefügt. Falls nicht, wird nur der http://-Teil eingefügt und der Cursor korrekt platziert. Ein oft gesehenes Feature, bei Riposte allerdings vorbildlich implementiert.

Eine weitere Neuerung: Updates im Hintergrund – eines der neuen iOS 7-Features, auf deren Anwendung im Alltag ich sehr gespannt bin. Und man arbeitet an TextExpander-Integration.

Mailbox

Mailbox hat kaum funktionalen Änderungen erhalten, bis auf das Aktualisieren im Hintergrund. Ich hab mich gefreut wie ein kleines Kind, als ich Mailbox heute aufgemacht habe, dort neue Mails auf mich warteten und ich direkt loslegen konnte. Kein Connecting…, kein Checking for new mail…, kein gar nichts. Einfach öffnen und los. Großartig.

Zusätzlich gibt es ein leicht überarbeitetes Design, das sich sehr gut in das neue OS integriert.

Mailbox Inbox

Mailbox Inbox

Leerer Mail-Composer

Leerer Mail-Composer

Farblich unterschiedliche Menüs

Farblich unterschiedliche Menüs

Evernote

Bei Evernote hatte ich doch einen kurzen WTF-Moment. Der Startscreen sieht für meinen Geschmack doch sehr gewöhnungsbedürftig aus. Der Kontrast ist ähnlich bescheiden wie anfangs beim Control Center, ich finde es recht schwierig zu lesen.

Startscreen in Evernote

Startscreen in Evernote

Der Rest der App ist aber wunderbar angepasst. Die Entwickler scheinen sich zu freuen, dass sie endlich auch mit der Statusleiste ganz oben herumspielen können. Evernote demonstriert das vorbildlich in der Notizbuchansicht.

Notizbuchansicht

Notizbuchansicht

Die Notiz-Ansicht selbst zeigt sich aufgeräumt und typisch iOS 7.

Notiz

Notiz

Funktionell hat Evernote auch ein wenig an der App geschraubt. Synchronisierung im Hintergrund, Skitch-ähnliche Bearbeitungswerkzeuge (Pfeile, Text, …) für gespeicherte Bilder und einen Schnellnotiz-Block auf dem Startscreen.

Pocket

Auch Pocket, der Später-Lesen-Dienst meines Vertrauens, hat das Design seiner iPhone-App geringfügig angepasst. War auch vorher schon ok und flat genug, passt aber jetzt noch einen Zacken besser.

Artikelliste in Pocket

Artikelliste in Pocket

Und wo bitte wenn nicht bei einer App wie Pocket machen die Background-Updates Sinn? Außerdem soll die App schneller geworden sein. Ich merke davon momentan noch nicht so viel. Gerade beim Teilen eines Artikels auf Twitter oder App.net gibt es immer noch eine recht lange Wartezeit. Und das nervt tierisch. Wirklich.

Ein sehr cooles Feature ist das automatische Ausblenden der Statusleiste mit Uhrzeit & Co. Fullscreen sobald man scrollt quasi. Nett.

Vollbildansicht eines Artikels, schnurr

Vollbildansicht eines Artikels, schnurr

Was bei Pocket noch immer fehlt ist die Möglichkeit per Swipe-Geste von links nach rechts zurück in die Artikelliste zu kommen. Ich vermute das kollidiert mit dem Page Flipping – einer Funktion, die ich von Anfang an deaktiviert habe. Das ist schade und dadurch, dass andere Apps diese Möglichkeit der Bedienung gerade massenhaft implementieren, wird Pocket früher oder später nachziehen müssen. Instapaper schläft nicht.

Drafts

Drafts ist schon immer minimalistisch gewesen. Viel anzupassen gab es dort Designtechnisch also wenig. Die Icons sind etwas dünner, die Farbe wurde ein wenig geändert (auch für Cursor und Textauswahl) und das Einstellungsmenü ist besser strukturiert.

Drafts nach dem Start in iOS 7

Drafts nach dem Start in iOS 7

Wenn du den +-Button etwas länger gedrückt hältst, hast du nun ein paar mehr Möglichkeiten als “nur” eine leere Notiz zu erstellen.

Optionen für das Erstellen einer Notiz

Optionen für das Erstellen einer Notiz

Coolste Neuerung für mich: ich kann endlich Aktionen auf eine komplett leere Notiz anwenden. Wofür das gut ist? Um z.B. sowas wie “Checken: [Link aus der Zwischenablage]” direkt als Aufgabe an Things zu schicken, ohne auch nur einen Buchstaben tippen zu müssen. Das ist großartig für Leute, deren Custom Actions keine Eingabe benötigen. Adé, unnötiges Leerzeichen.

Es gibt eine Post To Google+ Action. Und kleinere, nerdige Änderungen wie [[selection]] und [[line[2..4]]] als Action Tags. Die extra Reihe über der Tastatur bekommt noch einen Tabulator-Button für das schnelle Einrücken. Außerdem eine schöne Änderung aus dem Changelog:

Added Helvetica Neue-Light font, because, you know, iOS 7.

Für mich ist vor allem toll, dass ich jetzt endlich wieder TextExpander-Snippets in Drafts benutzen kann. Das hat in der kompletten Betazeit leider nicht funktioniert.

Byword

Auch mein Lieblingstexteditor Byword hat den iOS–7-Stempel aufgedrückt bekommen. Das überarbeitete Design zeigt sich mit Gold-Highlight auf Buttons 😉

Notizliste in Byword

Notizliste in Byword

Was aber für mich die Major Neuerung ist[2]: Inline Syntax Highlighting. Mit Markdown formatierte Elemente werden jetzt entsprechend hervorgehoben, wobei die Zeichen für die Syntax an sich gedimmt werden. Quasi wie auf dem Mac. Hat sich da jemand durch Editorial in Zugzwang gesehen?

Markdown Syntax Highlighting

Markdown Syntax Highlighting

Ein Swipe nach links bringt den Benutzer zurück zur Notizliste bzw. Account-Übersicht, ein Swipe nach rechts in der Notizansicht zur Markdown-Vorschau. Ich mag diese neuen Gesten und die Tatsache, dass Apple sie so sehr pusht.

Das Byword-Update ist interessant und das Syntax Highlighting für mich tatsächlich ein Grund, Blogpost-Entwürfe wieder in Byword und nicht in Drafts zu verfassen. Allerdings ist die TextExpander-Integration noch recht buggy und ich hatte beim Dropbox-Sync auch Probleme mit den Zeilenumbrüchen. Sehr seltsam. Ich warte gespannt auf das nächste Update.

Kleinere iOS 7 Features

Nachdem also viele Apps ihren Benutzern einige schöne Funktionen und Redesigns spendiert haben nun zu iOS an sich. Die Major Features sind ja bekannt: Control-Center, Multitasking, neues Notification Center, neuer Lock-Screen, etc. Scheinbar gibt es aber auch viele kleinere Features, die nicht sofort ins Auge fallen.

Beispielsweise kann iOS endlich, endlich, ENDLICH Gifs speichern. In der Foto-App ansehen geht immer noch nicht, aber beim Sync auf den Rechner habe ich das Gif noch. Vorher wurde lediglich der erste Frame gespeichert. Mit iOS 7 kann man jetzt also auch Kloppos Ausraster von gestern Abend als Gif für die Ewigkeit sichern.

When you want to download iOS 7 and have bad Wifi

When you want to download iOS 7 and have bad Wifi

Außerdem lassen sich in der Nachrichten-App per Swipe nach links die genauen Uhrzeiten einzelner Nachrichten anzeigen. Nicht nur wie bisher immer mal wieder als Überschrift. Nice.

Empfangszeiten neben den Nachrichten

Empfangszeiten neben den Nachrichten

Ziemlich lustig ist auch, dass die Multitasking-Ansicht Multitouch versteht. Das bedeutet du kannst mit einem Mal 2, ja sogar 3 Apps gleichzeitig schließen, indem du einfach mehrere Finger benutzt.

Multitouch beim Multitasking

Multitouch beim Multitasking

Das funktioniert noch nicht 100% fehlerfrei, aber vielleicht wird Apple hier noch nachbessern.

Was fehlt?

Wie bereits erwähnt benutze ich iOS 7 seit der ersten Beta. Entsprechend habe ich es im Alltag für alles eingesetzt, was man eben am iPhone so macht. Und ich habe gemerkt, welche Funktionen mir bei dem Update wirklich fehlen.

Zum einen komme ich nach wie vor nicht darauf klar, warum Apple auch in iOS 7 die einfache Eingabe von Umlauten per kurzem Swipe nach oben nicht auf das iPhone bringt. Bevor ich Wörte wie süß eintippe, überlege ich immer zweimal. Dauert einfach ewig und bremst den Schreibfluss.

Oftmals lässt sich das Problem umgehen, indem man einfach keine Umlaute eingibt und hofft, dass die Autokorrektur ihren Job gut macht. Funktioniert aber nicht immer und ist nur ein Hack. Mittlerweile habe ich aber auch die Hoffnung verloren, dass Apple etwas in die Richtung unternehmen wird. Vielleicht sollte ich nur noch in Englisch kommunizieren, damit ich nie wieder Umlaute am iPhone eintippen muss.

Desweiteren ist das Multitasking zwar erstklassig von WebOS kopiert eleganter gelöst als unter iOS 6, der App-Wechsel dauert für meine Bedürfnisse aber noch immer zu lang. Eine schnelle, einfache Wischgeste wie auf dem iPad fehlt. Die Vorschau der Screens allein reicht aber manchmal auch schon aus um die nötigen Informationen ablesen zu können. Zugegebenermaßen hatte ich den daraus gewonnenen Nutzen zuerst verschmäht.

Was Apple auch mal implementieren könnte ist der horizontale Orientation-Lock. Man kann zwar das aktuelle Format über das neue Control Center sperren, allerdings nur den Portrait-Modus. Auf dem iPad geht beides, warum nicht auf dem iPhone?

Generell geht auf dem iPad alles, was ich am iPhone vermisse. WTF?!

Fazit

Nichtsdestotrotz ist iOS 7 ein großer Schritt nach vorn. Jedes Mal, wenn mir ein iOS–6-Screenshot begegnet, muss ich mich kurz schütteln. Wie wenn man ein Foto von sich selbst aus den 90ern sieht. Allein das hier reicht:

Mein Dock vom Juni 2013

Mein Dock vom Juni 2013

*schüttel*

Neben dem Design sind aber auch einige nette Features dabei. Gerade das Control Center bietet einen enormen[3] – wenn auch lange überfälligen – Produktivitäts-Boost.

Dennoch zeigt sich, dass iOS vor allem durch seine Apps lebt. Die Entwickler, die die von Apple zur Verfügung gestellten Möglichkeiten nutzen, um großartige Apps zu schreiben, sind das, was mich im Apple Ökosystem hält. Apple tut gut daran dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.

iOS 7 fühlt sich gut an. Mit dem Reigen an App-Updates besser denn je.


  1. Dabei gibt es sogar einen kleinen Parallax-Effekt, wenn du dein Telefon schräg hälst ähnlichen den mit iOS 7 eingeführten dynamischen Hintergründen. Kleine Spielerei.  ↩
  2. die ich ehrlich gesagt schon in Version 1.0 erwartet hätte…  ↩
  3. ennorm, hihi  ↩

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