19. April 2013
iOS Sharing-Menüs in allen Farben und Varianten
Mit dem Update auf Version 4.5 bringt Pocket die Möglichkeit Artikel mit Freunden zu teilen, die ebenfalls Pocket benutzen. Auf der einen Seite definitiv ein Schritt in Richtung intensiverer Bindung an die eigene Plattform[1], andererseits aber eine nette Ergänzung. Kann man von halten, was man will. Ich für meinen Teil weise eher über die sozialen Netzwerke auf interessante Artikel hin, weswegen mich das nur peripher tangiert[2].
Was ich viel interessanter finde, ist der Sharing-Dialog an sich und die Entwicklung dorthin.
Am Anfang war das stino Menü
Sharing-Dialoge findest du in zahlreichen Apps. Zumindest auf dem iPhone kommen sie meist in einem vertrauten Standard-Menü zum Vorschein, wie z.B. hier in der Google+-App:
Dieser Dialog ist bezeichnend für das eigentlich okay-ishe, aber mittlerweile doch recht angestaubte Design von iOS. Vielerorts wird auf den großen Umschwung unter Johnny Ive’s Obhut gepocht. Ich bin ja der Meinung, dass Apple eine Windows–8-mäßige Generealüberholung viel zu gewagt ist. Das iOS-Design wirkt zwar altbacken, aber es ist einfach intuitiv und sicherlich auch ein Erfolg der Plattform.
Wir werden sehen.
Tweetbot als erste, sanfte Adaption
Tweetbots Sharing-Dialog ist in meiner iOS-Historie einer der ersten wirklich Sinnvollen gewesen. Im Vergleich zu den Apps von z.B. Google+ oder Facebook steht mir eine reichhaltige und vor allem nützliche Palette von Optionen zur Verfügung. Sobald du kurze Zeit mit dem Finger auf einem Link verweilst, öffnet sich ein Menü dieser Gattung:
Wenn man das Design mit dem nativen Dialog vergleicht, kann man leichte Abweichungen feststellen. Das grundsätzliche Look & Feel bleibt aber bestehen.
Die neuen Sharing-Menüs
Seit iOS 6 haben wir ein neues Sharing-Menü, hier ein Beispiel aus der Fotos-App:
Weg von der öden Auflistung hin zu einem Icon-getriebenen Design, ähnlich dem familiären Homescreen. Gefällt mir persönlich wesentlich besser und lässt doch noch hoffen, dass sich hin und wieder etwas an der iOS-Front tut 😉
Cool ist auch, dass Apple diese Neuentwicklung den App-Entwicklern zur Verfügung stellt. Vorbildlichen Gebrauch davon, den ich in der Form noch in keiner anderen App gesehen habe, macht der App.Net-Client[3] Riposte.
Nicht nur, dass der grundsätzliche Look übernommen werden kann. Scheinbar können auch eigene Icons hinzugefügt werden. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich finde das Menü in diesem Fall sehr gut adaptiert und umgesetzt.
Der nächste Schritt: weiter weg von iOS-Standards?
Wenn wir uns die 4 Menüs im Vergleich anschauen…
… und sehen, dass Pocket das neue Sharing-Menü einem Tauchgang durch den eigenen Farbeimer unterzogen hat, stellt sich die Frage, ob der Trend genau in diese Richtung geht: weg vom iOS-Einheitslook, hin zur eigenen visuellen Identität.
Als Dritthersteller-Apps auf dem iPhone noch ein Novum darstellten, war es normal, dass ein Großteil der Apps sich der nativen Komponenten bedient hat, die das iOS-SDK so hergab. Die selben Listen, die selben Buttons, an den selben Positionen. Maximal 1–2 Farben waren anders, um der App den eigenen Stempel aufzudrücken. Ich fand das eigentlich auch nie schlimm. War wie auf dem Mac: bekannte Elemente, bewährte Benutzerführung, schniekes Erscheinungsbild. Darin war Apple gut.
Mittlerweile hat sich das Blatt ein wenig gewendet. Apps wie DayOne, Fantastical oder Gmail fahren Design-Schmankerl auf, die nur noch wenig mit dem immer gleichen iOS-Look gemein haben.
Abschlussplädoyer
Wo Innovation auf der einen Seite etwas gutes ist, darf man nicht vergessen, dass der Benutzer mit möglichst originalgetreuen, nativen Bedienelementen immer noch am besten zurecht kommt. Der Benutzerstamm des iPhones besteht nicht nur aus Leuten wie dir und mir, die ihre Freizeit gern mit dem Lesen von Apple-Blogs verbringen. Der Löwenanteil besteht aus gar nicht so technik-affinen Benutzern, die bei jeder noch so kleinen Änderung am Facebook-Design tollwütig Hass-Tiraden in die Welt hinausschreien.
Benutzer dieser Art reagieren prinzipiell allergisch auf Neuerungen – auch wenn sie durchaus sinnvoll sind. Und Apple kann es sich kaum leisten diesen Benutzerkreis zu vergraulen. Einige App-Entwickler aber scheinbar schon. Und genau das macht die aktuelle Entwicklung für mich so interessant.
Nehmen Entwickler das Risiko der anfänglichen Verwirrung des Benutzers und somit den ein oder anderen Absprung in Kauf, um ein besseres, an die eigene App angepasstes Gesamtbild abzugeben? Ist das vermehrte Aufkommen von Apps mit einem neuen, frischeren Design nicht ein Indiz dafür, dass Apple seinem mobilen Betriebssystem endlich einen neuen Anstrich verpassen sollte?
- Zumal das Verschicken von ganzen Artikeln statt den einzelnen Links wohl ab dieser Version nicht mehr möglich sein soll. Deutet also ebenfalls auf einen Wunsch nach mehr Bindung an die Plattform Pocket hin. ↩
- Und ja, diese Phrase muss einfach bei jeder sich bietenden Gelegenheit in die Tasten geprügelt werden! ↩
- Auch bei App.Net? Hier bin ich zu finden 🙂 ↩
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